Johannes Freudl

Johannes Freudl

Baumpflanzer, Lagerarbeiter

Johannes ist eines Tages aus der Starre der Untätigkeit ausgebrochen und hat gehandelt: Ein Termin beim Gemeindeamt und schon war die Erlaubnis für ein Baumpflanzprojekt gegeben - seitdem hat Johannes ein großes Bachgebiet renaturiert und vielen Lebewesen wieder ein zuhause gegeben.


Wer bist Du?

Johannes Freudl, 46, Lagerarbeiter, St.Margarethen an der Sierning/NÖ

Was machst Du?

Ich habe ein Baumpflanzprojekt entlang dem Sierningbach gestartet und ca. 200 Bäumchen gepflanzt auf einer Länge von ca. 2km.

Eines Tages ging ich den Bach entlang und dachte nur wie traurig das hier alles ist, kein Auwald, keine Sträucher, nur dieser Kanal, wo der Bach abrinnen kann, eingesperrt, wie ein ungeliebter Fremdkörper der stört und nur Unannehmlichkeiten bringt. Ein paar Kilometer flußaufwärts ist der Uferwuchs noch aufrecht, welch Bild der Freude bietet sich hier: Vogelgezwitscher, der Fluß kann relativ frei meandern, Schattige Stellen wechseln sich mit offenen Strecken ab, welche Artenvielfalt an Insekten und Gehölzen, man konnte förmlich spüren wie lebendig die ganze Szene wirkt! 

Ich weiß nicht mehr woher ich den Mut genommen habe, es war wohl eher die Verzweiflung, ich hab mir auf der Gemeinde einen Termin ausgemacht und mit unserer Frau Bürgermeister gesprochen. Und welch Wunder, ich hab sofort die Erlaubnis erhalten die Bäume zu setzen!

Meine Motivation ist mit der Bepflanzung mehrere Aspekte zu erreichen: Beschattung des Baches, Reduzierung der Wassertemperatur hilft den Wasserlebewesen, Windschutz, Entgegenwirken der Erosion, Erhöhung der Biodiversität, Vögel, Niederwild und Insekten erhalten wieder mehr Möglichkeiten zur Deckung, Nestbau, Rückzug. Außerdem wird das Landschaftsbild aufgewertet, zahlreiche Spaziergänger und Hundebesitzer nutzen den Weg entlang des Baches, es sieht einfach besser aus.

Warum machst Du, was Du machst?

Ich wollte endlich aus der Starre der Untätigkeit aufbrechen, weltweit wird immer mehr Wald gerodet, Österreich ist ein Weltmeister in der Bodenversiegelung, Klimakrise, Artensterben... und ich steh nur rum und handle nicht!

Ich möchte in einer Welt leben, in der wir uns mit Respekt begegnen, in der wir die Grenzen unseres Gegenübers wahren und die eigenen nicht aus den Augen verlieren, in der wir uns regelmäßig an unsere begrenzte Zeit auf diesem Planeten erinnern und denen die nach uns kommen fruchtbaren Boden hinterlassen.

Mir macht das Ganze sehr viel Freude, auch wenn es viel Aufwand ist, das Ausmähen der Bäume oder wenn der Rehbock oder der Traktor wieder mal ein Bäumchen zerstört hat.

Ich erhalte soviel zurück, wenn die Bäumchen endlich anwachsen, wenn ich die Insekten sehe, die Vögel, die die Bäumchen schon als Ansitz nutzen, wie die Szenerie sich schon verändert nur durch die kleinen Bäumchen.

Ich empfinde das alles nicht als Belastung und ich denke gar nicht mehr an den Klimawandel wenn ich draußen beim Bach unterwegs bin weil ich so voller Freude bin. Und es hat auch mit mir was gemacht, als ob ich durch die Aktion selbst ein Stück gewachsen bin :-)

 
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